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Vom Urwald (mit Krokodilen) auf die Antillen

Packen, Verabschieden, letzte Fotos machen. Unser mitreisendes Pärchen verteilten seine Klamotten an „Hugo“ (ein Indiokind, das uns immer leid tag, weil keiner mit ihm spielte). Ich entdeckte in diesem abgelegenen winzigen Dorf eine Schule und war völlig platt. Alle Kinder auch noch in mehr oder weniger einheitlicher Schuluniform! Allerdings war der Unterricht um 9Uhr erst mal vorbei.

Es begann die wackelige Fahrt zurück im Jeep. Leider sass S. vorne und 3 Indios kamen mit in die Stadt und sassen mit uns und zwei Papageien hinten, es war also recht unbequem, ein endloses Gerüttel.
Ich wollte irgendwie nicht mehr.
Bis jetzt 2 Flugtage, 1 Jeeptag, 2 Bootstage und jetzt wieder 1 Jeeptag.
Mir reicht es. Man merkte es mir wohl auch an.
Und was mich wohl auf der Isla Margarita (mein Nachprogramm) noch erwartete?
Konnte nichts Gutes sein.
> Ich will nach hause.

In Ciudad Bolivar setzten wir die anderen 3 Deutschen ab, die Rio Caura Tour war zuende.

Ach – ich vergass die Krokodiltour gestern abend! Carlos bot sie uns erst an, meinte dann später aber „die Boote sind nass“, was uns zu einem lauten Lacher brachte. Schliesslich hatten wir 5 Stunden im Regen gesessen, was stören uns da nasse Boote? Und die Fahrt wurde uns schon am Anfang der Reise versprochen. Wir wollten Krokos gucken! Jonas wurde bescheid gesagt und nach dem Abendessen ging es los. Mit dem Einbaum und an den Motor angeschlossenen Strahler am Ufer längs fahrend. Als wir nur zufällig einen Felsen nicht rammten, bekam S. Angst und wollte zurück. Sie meinte, die Krokodile könnten ins Boot springen (wir sahen springende Fische). Wir sahen auch eine dickes Wasserschwein, dass die Dorfbewohner daraufhin am nächsten Tag schiessen wollten („Armes Tier“). Viele Alligatoren gab es, man! Einige 100m von unserer Badestelle unterhalb des Camps entfernt waren wir nur. Die Antwort auf meine Frage, was die Tierchen denn tagsüber so und wo treiben, war, dass sie da tiefer unter Wasser sind. Dem glaubte ich nicht! Es hatte wohl seinen Sinn, dass diese Tour erst am letzten Abend gemacht wird.

Carlos fuhr mich weiter nach Puerto Ordaz, mein Flug ging mal wieder nur von dort aus. Ich war wieder froh, spanisch zu sprechen, es wäre sonst absolut nicht herauszufinden gewesen, wie dieser Flughafen funktionierte. Irgendwann kam ein unverständlicher Aufruf und alle stellten sich in 2 Reihen auf. Wie wild wurde hier unaufhörlich von allen permanent per Handy telefoniert, jeder hatte so ein Ding am Gürtel. Hier die einzige Möglichkeit für ein zustande kommendes Telefongespräch.

Im Flugzeug dann der nächste Schock, „Wir begrüssen sie auf unserem Flug nach Maracaibo…“ (Carácas) – ich sprang fast auf, bis der Satz zum Glück weiterging „… über Porlamar…“ (Isla Margarita). Mal wieder verschlief ich den Flug und stieg dann doch frohen Mutes und in Gedanken schon am Strand liegend aus. Vor mir ging ein ganz nett aussehender Venezolaner und ich erwog den Gedanken, ihn blöd von der Seite anzuquatschen und nach dem Wo und Wann und Wohin auf dieser Insel zu befragen, er sah aus als hätte er gute Informationen. Meine anerzogene Hamburger Zurückhaltung liess es mich aber schnell wieder vergessen.

Also ab ins Taxi (ich bekam einen normalen, keinen Touri-Preis) und los. Nicht, wie ich dachte nach 10 Minuten für 18,- DM, nein, nach 45 Minuten erst endete die Fahrt. „Playa el Agua” liegt im Nordosten der Insel und das Hotel befand sich im Ortsteil “La Mira”. Der Taxifahrer kannte es aber nicht und irrte durch die Strassen. Er wollte mich immer ins Motel „La Mira“ bringen, ein Bordell, wie ich später hörte. Vielen Dank! Beim Anblick der Baracken, an denen wir vorbeifuhren, schwante mir Übles im Hinblick auf meine nächste Unterkunft. Schliesslich fanden wir endlich mein Hotel, „La Finca“.

Ich bog um das Haus herum und wurde überwältigt. Einer der beiden Inhaber begrüsste mich, als hätten sie schon seit einer Woche auf mich persönlich gewartet. Mir war wie „Versteckte Kamera“, nach all den Strapazen. Sofort wurden mir alle anderen Gäste des kleinen schweizer Hotels persönlich vorgestellt, die zum wöchentlichen Grillabend gekommen waren. Alles Deutsche und Schweizer (letztere nicht zu verstehen). Da es heute der Geburtstag ds 2. Besitzers war, waren auch viele Freunde angereist und Verwandte. Der Cousin, der um die Ecke kam, hatte mit mir auf dem Horrorflug gesessen. Zumindest auf der Ersatzstrecke Frankfurt-Madrid, danach hatte ich ja eine andere Strecke vorgezogen… Sowie zwei Mädels, die dieser zum Grillfest mitbrachte (diese sassen in Frankfurt lange neben mir und nach ausgiebigen Zuhörversuchen war ich der Meinung, sie seien Griechinnen). Wir tauschten unsere Flug- und Reiseerfahrungen aus, die anderen hatten bereits einen herrlichen Stranderholungsurlaub hinter sich. Todmüde fiel ich in mein riesiges, gemütliches Bett. Ein Traumzimmer, alles nagelneu, funktionierend, Dusche, WC, Waschbecken, alles aus der Schweiz importiert. Ich kam mir vor wie im Paradies und überlegte lange, ob ich es nur so toll fand hier, weil ich vorher in dem Camp am Rio Caura war.

Rückfahrt Las Trincheras

Am Morgen, nachdem es gestern Nachmittag schon kurz (1 Stunde) geschüttet hat, ist das ganze Ufer in tiefen Regenwolken verschwunden. Gestern hatte ich noch in der Affenhitze ein Schaum-Duschbad im Fluss genommen (mit fast 100% abbaubarem „Sebamed“-Shampoo, so was ist bei den Reiseunterlagen erwähnte Vorschrift), heute war es nicht besonders einladend. Auch der Anblick der Riesenfische, die dort zu Verzehr rausgeholt wurden, und ihres Gebisses, erfreute nicht gerade.

Wir packten also alles wieder ein, zogen unsere Regenjacken an und traten die – zum Glück in Wasserlaufrichtung viel kürzere – Rückfahrt nach Las Trincheras an. Die gesamten 5 stunden fing es ständig wieder an zu schütten wie aus Eimern, zum Glück war es warm, in unserem Einbaum.

Nachmittags erwartete die anderen ein köstliches Mittagessen, ich verliess mich auf mein Knäckebrot. Ich befand dieses Camp nach El Playon als „zurück in die Zivilisation“. Interessant, wie schnell man seine Ansprüche zurückschraubt und sich an wenig, z.B. einer Kloschüssel auch ohne Spülung, erfreuen kann. Das letzte Abendessen im Camp wurde wegen ständiger Regenschauer im Haus eingenommen.

P. und ich bezogen unsere Hängematten. Ich steig ein und – knallte 1 Meter tiefer. Aua. Schlechter Knoten, ich hätte doch meinen Palstek verwenden sollen. Zum Glück tat ich mir nicht sehr weh, es folgte bei uns beiden Genesenen aber ein langer Lachanfall. Das Einschlafen fiel schwer. Obwohl die Brüllaffen diese Nacht ruhig waren, war es im Gegensatz zum anderen Camp doch furchtbar laut. Überall raschelte, flog und klapperte irgendwas im Wald. Ausserdem war es zum ersten Mal stockfinster. Wieder hoffte ich, nachts nicht auf die Toilette zu müssen, wieder vergeblich.

El Playon

Camp „El Playón“, tiefster venezolanischer Urwald

Mir ging es besser, nicht mehr schlecht. Nur noch schlapp und bei den Gedanken an Essen wurde mir wieder kotzübel. P. hatte sich am Sandwich des Vortrages den Magen verdorben und rannte nur zum Plumsklo. Wir beschlossen also schweren Herzens, die sehnsüchtig erwartete Wanderung zum Wasserfall „Salto Para“, die 2-3 Stunden pro Weg dauerte, steil und durch Hitze führend, für uns ausfallen zu lassen. Stattdessen sahen wir den anderen bei Anlegen der  – wie sich später herausstellte verflohten – Schlangen-Beinschützer zu. Den Rest des Tages schlief ich und pflegte meinen schmerzenden Bauch mit gähnender Leere. Die Dorf-Indios arbeiteten wie wild mit Macheten an der Vergrösserung und Verschönerung des Camps.

Am Nachmittag kamen neue Gäste: der Tourismus-Minister (oder einer vom Tourismusministerium) – gebürtiger Italiener – mitsamt Anhang, zum Überprüfen des Camps, seiner Vorrichtungen. Ob auch alles in Ordnung war und nicht zuviel abgeholzt wird. Die Venezolaner sind sehr auf den Umweltschutz bedacht, Tourismus gibt es auf dem Festland noch nicht so lange. Aber der, den es gibt, ist Natur-Öko-Tourismus. Über das ganze Land verteilt gibt es noch viele andere Ausflugsmöglichkeiten mit derartigen Camps.

Meine Plastikflasche ist gefüllt mit gutem Flusswasser und 1 Tablette Micropur zur Desinfektion lachte mich bräunlich an und vermiest mir jeden Durst. Ich traue auch dem eisgekühlten Saft aus abgekochtem Wasser nicht mehr. Das Einzige ist heisser Tee, der MUSS desinfiziert sein. Ich beneide die Indios, deren Mägen nicht an gechlortes Stadtwasser gewöhnt sind und denen das an sich saubere Flusswasser bestens bekommt.

Rio Caura

Wieder machten die Cochinos morgens bzw. nachts einen unglaublichen Grunzlärm. Anscheinend können sie im Dunkeln auch nicht besonders gut sehen und machen sich so bemerkbar. Denn sobald es hell wird, sind sie ruhig.

Meine zwei Reisegefährten kamen schon um 7 Uhr zum Packen für die Tour, sie hatten die Nacht im Bett in einem Gästehaus vorgezogen, bei Hitze und Käfern. Sie weckten uns beide anderen durch Knarren der Holzbohlen in unserer Hängematten-Hütte. Dazu kam dann noch Carlos´ Affe Pablo, der mal wieder entwischt war und in unseren Sachen wühlte. Nicht nur, dass er verfloht war, er klaute auch. Also raus aus der Hängematte und ebenfalls die Klamotten in wasserdichten Tonnen unten am Fluss verpackt.

Nach dem Frühstück gingen wir hinunter zum Strand und beluden den Einbaum. Da in dem anderen Camp absolut nichts vorhanden ist, musste vom Kocher bis zum Essen alles mitgenommen werden. Samt 3 Indios vorne im Boot, 2 Flinten, 1 Indio-Fahrer (Jonas) mit einer seiner Frauen (als Köchin) und 3 seiner Kinder (1 von ihr).

Zum Glück waren wir nur zu viert als Gäste. So hatte jeder eine ganze Sitzbank in dem motorisierten Einbaum für sich allein, die Fahrt dauerte 8 Stunden. Die ersten Stunden sass ich noch im Bikini, danach lieber mit Hemd und Käppi, die ganze Zeit am Eincremen mit Sun Block 20. Reisepartnerin P. hingegen behauptete steif und fest, sie würde nie einen Sonnenbrand behaupten. Als sie gegen Ende der Tagesreise anfing, sich mit „4“ einzucremen, war natürlich alles längst zu spät, sie leuchtete bereits feuerrot, was sie aber nicht zu stören schien.

Zuerst hielten wir einmal bei dem Dorf, aus dem Carlitos kam und gaben einen Sack Mangos ab.

Der 2. Stop wurde zum Mittagessen und WC-Benutzung (= Djungel) benutzt. Mein Magen wollte die Sandwiches nicht mal ansehen, und so liess ich es lieber. Ich hatte immer noch mein „Deutsches Butterknäcke“ und die Päckchen „Hohes C“ für den Notfall dabei. Aber da wir noch ca. 5 Stunden ohne weitere Stops vor uns hatten und ich meinem Magen gar nicht traute, verschob ich die Nahrungsaufnahme lieber komplett.

Den Rest der Fahrt verbrachte ich mehr oder weniger schlafend auf meine Holzbank gebettet unter Knallsonne. Die Landschaft ist in dem ganzen Gebiet völlig gleichbleibend, ab und zu sieht man mal als Hintergrund einen grossen bewaldeten Berg. Ansonsten Fluss, Steine, Waldrand und Sonne. Tolles Panorama! Irgendwo in der Nähe wurde gerade von irgendwelchen deutschen „Mafiosis“, wie Carlos sie nennt, ein grosses Waldgebiet gerodet, um Drogen anzubauen (wir befinden uns nahe Kolumbien). Auch gibt es hier ab und zu merkwürdige  und blonde Menschen auf dem Fluss, vor denen die Einheimischen grossen Respekt haben.

Nach 8 Stunden sahen wir unser Ziel: Das Ende der Welt!

Bzw. das Ende des Rio Caura – des befahrbaren Teils. Mitten im Fluss liegt eine riesige Insel, das Wasser kommt links und rechts davon über die Felsen heruntergerauscht. Hier ist vor ein paar Jahren ein Deutscher lebensmüde in die Fluten gesprungen und auf mysteriöse Weise dabei gestorben. Sein Geist tapert nun, laut Carlos, nachts durch das Haus in „Las Trincheras“, unserem Base-Camp.

Wir geniessen den Blick nach links auf das Camp „El Playón“, fahren rechts ganz nah am Ufer entlang und sehen 2 Vögel (Enten?). Hektisch wird das Curiara gewendet, die beiden abgesägten Flinten angelegt und wild in den Wald geschossen. Ein Vogel fliegt weg, der andere ist anscheinend getroffen. 3 Indios huschen schnell in den Wald. Das Viech ist aber nicht zu finden, wir völlig schockiert, „Armes Tier“.

Im Camp angekommen stellen wir fest, dass wir alle 4 die wichtigen Bänder zum Festmachen der Hängematten-Enden in Las Trincheras an den Pfählen gelassen hatten in der festen Überzeugung, diese würden hier auch hängen. Grosser Irrtum. Ich sehe mich schon zu 8 im 2-Mann-Zelt oder auf dem Sandboden bei den tückischen Sandflöhen nächtigen. Das Camp besteht aus einem versteckt liegenden sehr kleinen Dorf im Wald und einigen hübschen Hütten/Unterständen für Touristen wie uns über den grossen Strand verteilt. Zwei Plumsklos am Waldrand erfreuen uns ebenfalls.

Innerhalb von 10 Minuten nach Ankunft ging es mit mir bergab. Mir wurde kotzübel, schnell baute ich die Hängematte auf und schmiss mich hinein. Es wurde immer schlimmer und jeder bot mir Pillen und Mittelchen an, die Hälfte davon schluckte ich wahllos. Zuhause hätte ich wahrscheinlich den Arzt nach Hause gerufen, mir ging es beschissen. Später kam Schüttelfrost und Fieber dazu. Mir gingen meine Impfungen und die dazugehörigen Krankheiten durch den Kopf. Wahrscheinlich aber ist es ein einfacher Sonnenstich. Obwohl ich mich wirklich gut dagegen geschützt habe, anscheinend erfolglos. Irgendwann schlief ich zum Glück ein, die Nachtruhe wurde nur durch fallende Mangos gestört, keine Affen oder Schweine.

Ciudad Bolivar

Die Erholung setzt ein, bin den ganzen Tag lang todmüde.

Aber zurück nach Carácas: Jose, der Fahrer, kam natürlich nicht um 4 Uhr, wie verabredet, und langsam machten wir uns Sorgen, ob er gestern Nacht wieder das Licht angelassen hätte. Als wir gerade versuchtenn, Cacao Tours, den venezolanischen Veranstalter der Tour, über die Notruf-Handynumer zu erreichen (erfolglos), kam er um 4.30 Uhr und heizte uns über die Autobahn zum Flughafen, wo wir mit der zweiten Benzinvergiftung ankamen. Meine scherzhafte Bemerkung, beim würde das Benzin wohl nicht den normalen Weg gehen, verstand er nicht ganz sondern behauptete, die Luftverschmutzung auf der Autobahn und von den Autobussen wäre generell ziemlich schlimm. Um 4.30 Uhr auf einer Autobahn??

Der Flug nach Puerto Ordaz war pünktlich, 6-7 Uhr Flug. Nun sollte mein Versuch folgen, mit den Taxifahrern den Preis von angenehmen 7000 Bolos (Bolivares) herunterzuhandeln, als Touristin. Den Preis hatte mir Cacao Tours am Telefon genannt. Ich hasse feilschen/handeln! Ich fragte also, was die Fahrt nach Ciudad Bolivar wohl kostet: 4.500 Bolos, ohne Handeln. Schliesslich einigten wir uns auf 4.000 Bolos (ca. 37,-DM) für uns zwei Mädels, inkl. Gepäck und nahmen auf die höflichste Anfrage des Fahrers noch einen Kollegen mit im Wagen, der sein Auto in C.B. stehen hatte.

Nach 1 Stunde gleich bleibend öder Landschaft und schnurgerader guter Autopiste kamen wir zum Hotel Valentina in Ciudad Bolivar. Dort erwartete uns unser Reiseführer Carlos, ein Venezolaner, der auf einer einjährigen Europareise mit halbjährigem Deutschkurs unsere Sprache gelernt hatte. Petra – meine bisherige Reisepartnerin – und ich machten uns sofort auf um in den bis zur Abfahrt per Jeep verbleibenden 4 Stunden die Stadt zu erkunden. Das Taxi fuhr uns für 200 Bolos (2DM) ins Zentrum. Als erstes suchte ich die berühmte Angostura-Brücke, die einzige über den Orinoco-Fluss, ohne Erfolg. Es war aber auch ziemlich diesig. Bei schwüler Hitze wanderten wir den Paseo Orinoco am Ufer des Flusses auf und ab und guckten in die kleinen Geschäfte. Viel Plastikware, viel Mist, viele Schuhe. Ich erstand die mir in meiner vorgeschriebenen Ausrüstung fehlende Wasserflasche und dazu noch Badelatschen. Langsam lebte die Stadt auf, es war ja schliesslich auch Sonntag. Auf der Strasse fuhren ständig die sogenannten „por puestos“ vorbei, Busse, die bestimmte Strecken fahren und auf Zeichen der Gäste anhalten zum ein-/aussteigen. Eine billige Form des Reisens durchs Land, wenn auch nicht komfortabel auf durchgeschlissenen Sitzkissen mit vielen Mitreisenden. Und das Wichtigste: dröhnend laute Musik aus allen Bussen. Ich hatte mir die Stadt vorgestellt wie ein hübsches gemütliches Dorf in Spanien. Totale Fehlvorstellung! Oll und verfallen trifft eher zu, ziemlich trostlos. Das einzig Hübsche ist die Plaza Bolivar, mit bunt angestrichenen Häusern der verschiedenen Ämter rund herum.

Mittags trafen wir uns wieder im Hotel Valentina und trafen dort auch auf unsere beiden anderen Caura-Reisepartner. Langsam ging es los, Carlos kam mit unserem Camel-Trophy-Jeep angefahren und lud alles Gepäck auf das Dach. Es folgten 5 Stunden Fahrt, durch weiterhin sehr gleich bleibende Landschaft. Weite unbebaute Felder mit komischen Bäumen. Wir machten zuerst einen Stop an einer Bar und Tankstelle und bekamen Empanadas und frischen Wassermelonen-Saft (patilla). Der zweite Stop, bei „Jugo Caura“ (Jugo = Saft), einer Obstplantage, bewirtschaftet von einigen alten Herrschaften und mit grosser Lieber gepflegt. In grossem Gegensatz du den mit den gleichen Pflanzen bewachsenen Inseln in der Karibik. Und von allem gab est Saft: z.B. Mamón (ähnlich wie Limone von der Farbe und Form, Lychee von der Grösse und Farbe und Geschmack, aber mit einem riesigen Kern inder Mitte, als fast gar kein Fruchtfleisch). Die Zubereitung des Saftes dauert 3 Tage. Weiter gab es Níspero (nussähnlich), Mango (die hier jetzt überall in Massen von den Bäumen fallen und hängen , so wie bei uns die Äpfel), Grapefruit, Oerange, Zitrone, Kokosnuss, Bananen, Guaven, Ananas. Alles als Saft. Dazu Paprika, Peperoni, Gurken, Auberginen – auch als Saft.

Unterwegs gab es bei Carlos kurz eine Schreckminute, als wir auf den militärischen Strassenposten zufuhren. Es waren nicht die Kontrolleure, die er kannte. Und er hatte einen neuen Motor in seinem Jeep, der nicht in den Papieren eingetragen war. Das ist hier ein Problem. Wurde aber nicht gecheckt, Glück gehabt.

Die Fahrt endete nach 5 Stunden, das letzte Stück durch den Regenwald, am Camp. Heiss war es. Wir erblickten sogleich unsere 4 Hängematten im „2. Stock“ einer gedeckten Hütte/Überdachtung und probierten sie aus. Das darüber hängende Moskitonetz erweckte leichte Platzangst. Die Wasserleitung war seit 3 Monaten kaputt und das Ersatzteil kann erst im August in Carácas eingesetzt werden. Also guckten wir uns das nicht funktionierende Dusch-/WC-Haus an. Wasserspülung per Nachfüllen aus Eimern aus der gefüllten Tonne daneben (zu füllen von den Indios). Duschen = ist nicht. Baden im Fluss. Dies taten wir auch sofort, die Indios waren auch gerade baden. Das Wasser ist pi-warm und braun, ich traute ich nicht so recht hinein. Krokodile gibt’s hier momentan nicht, Piranhas hier gerade nicht, aber Zitteraale (800 Volt!), perros de agua (Wasserhund) und anderes Getier dazu. Abgesehen davon grosse Strömung, die mir das angebotene Kajafahren nicht sehr schmackhaft macht.

Am Abend gab es vom Küchen- und Helferpaar Juan und Ramona leckerstes Essen, gegrillte Lende, Salate. Bei den Saftständen heute Vormittag mussten wir erst genau drauf achten, nur die 100%igen Fruchtsäfte zu wählen, da unsere deutschen Mägen das Wasser nicht vertragen. Beim 2. Stand vergassen wir das aber bzw. glaubten Carlos und tranken sogar das Wasser pur. Hier gibt es Wasser mit „Micropur“ entkeimt, oder abgekocht. Wo der Eistee herkommt, will ich gar nicht wissen. Bisher geht es mir auch nach 1 Ananas und 1 Mango gut.

Die Nacht in der Hängematte war wunderbar. Die nächtlichen Geräusche eher unheimlich. Brüllaffen und die zum Camp gehörenden Hausschweine (Massen!) sowie Papageien die identifizierbaren Stimmen. Es war eigentlich lauter als tagsüber. Ich traute mich erst bei Hellwerden – ein grandioser Blick aus der Hängematte über den Fluss – auf die Toilette.

Das Frühstück am Flussufer war auch leckerst, mit Arepas (Maisbrot/fladen), Brot, Marmelade, Melone, Ananas, Cornflakes…. Dann packte mich der Heuschnupfen. Wieso hier, weiss ich auch nicht, Roggen gibt es hier im Urwald nicht. Nach dem Frühstück verschwand Carlos zum Benzinholen und wir begaben uns mutig auf die bereitgestellten mountain bikes. Die Tour endete nach einer halben Stunde und 2 Hügeln (ich sah 2 riesige rot-bunte Papageien in den Baumgipfeln) wegen drohendem Hitzschlag und Schweissausbrüchen. Ab in den Fluss! Das Ufer sit gesäumt von herrlichem weissen Strand, der tagsüber allerdings glühend heiss wird. Vielleicht von der Heuschnupfentablette packte mich bleierne Müdigkeit und ich hielt ein Nickerchen in meiner Hängematte bis zum Mittagessen. Dann kam die Gruppe zurück, die die gleiche Tour gemacht hat, die wir morgen beginnen, und berichteten.

Um 16.30 Uhr brachen wir dann zu unserer ersten Bootstour im Curiara (Einbaum mit Motor) auf, den Rio Caura hoch. Zuerst zu einer Insel mit einem anderen, zur Zeit ungenutzten Camp. Nicht belebt, aber auch schön mit verschiedenen Hütten. Zur Zeit wird es von 2 freiwilligen Militärs bewacht, dominospielend. 8 Tiere gab es, einen frechen Affen mit Namen Taporu, ein Marimon, Papageien rot und grün und ein anderes Getier, Mischung aus Ratte und Hund, aber ganz niedlich. Dann ging es weiter zum Pena Negra, einem schwarzen Felsblock im Wasser, um den Sonnenuntergang anzustaunen (verpassten wir aber irgendwie). Das ganze Gebiet sieht ebenfalls wieder immer gleichbleibend aus. Der breite Fluss mit Felsen darin. Am Rande der Urwald. Und ein unendlich weiter Blick den Fluss entlang.

Eben setzte sich ein Sanama-Indianermädchen aus dem Dorf neben mich und starrt mich und mein Tagebuch-Geschreibe völlig fasziniert an. Blicke ich sie an, lächelt sie strahlend zurück. Gestern Abend kamen die Dorfbewohner zu Hauf und guckten uns von draussen durch die Gitterstäbe an mit heller Begeisterung – wie Kino sind wir für die. Alle sind hier super freundlich, selbst die Kleinen begegnen einem immer mit einem „hola“. Die Indios kommen von vielen verschiedenen Stämmen aus der Gegend, im Camp sind einige Arten vertreten, jeder Stamm hat seine eigene Sprache und spricht – jedenfalls hier – auch noch spanisch.

Die Schweizer erzählten uns in Bruchstücken von dem, was uns auf der Tour zu „El Playon“ an den Stromschnellen des Rio Caura erwartete.

Das Abendessen war mal wieder super lecker. Als frischen Saft gab es heute Tamarinde. Aber anscheinend war ich übermütig, ausser mir mochte den sauren Saft eh keiner so richtig. Nach 1 ganzen Kanne im Alleingang fing sofort mein Magen an zu rebellieren. Mit 2 „Lopedium“ war die Nachtruhe aber noch zu retten.

 

Schlaflos in Caracas

Als erstes stellte ich gestern die Klimaanlage, Lautstärke Rasenmäher, aus und öffnete die Fenstertür. Interessanter Blick auf Carácas, Hochhäuser rundherum. Leider hatte ich vergessen, dass der Portier beim Check-In angekündigt hatte, dass das Wasser innerhalb der nächsten 10 Minuten abgestellt würde. Bin ja auch kaum verschwitzt, seit Madrid…

Also ins Bett und Augen zu. Ein Pegel, als würde mein Bett wochentags um 12 Uhr am Gänsemarkt (Hamburg) stehen. Aber 12 Uhr war die ganze Nacht lang, also wachte ich ca. alle halbe Stunde auf.

Um 3 Uhr reichte es dann, eine kalte Dusche wird mich wohl auch weiterhin erwarten, ja, und das Bad war innerhalb von Sekunden geflutet.

Nun vertreibe ich mir noch eine Stunde die Zeit mit der „Verhängnisvollen Affäre“ im Fernsehen, auch was Schönes für diese Uhrzeit.

In Caracas gelandet

Mittlerweile ist die Reise in Richtung Horrortrip ausgeartet und macht beim besten Willen keinen Spass mehr. Am Flughafen wurde ich bereits erwartet, mit der schlechten Nachricht, dass der Weiterflug heute nach Ciudad Bolivar voll ist und ich nicht mitfliegen kann. Also 1 Übernachtung in Caracas, Abholung um 4 Uhr morgens, Flug nach Puerto Ordaz um 6 Uhr morgens, von dort einstündiger Taxitransfer nach Ciudad Bolivar (letztere auf eigene Kosten). Und dann gutgelaunt dort die Tour zum Rio Caura beginnen (noch mal 5-6 Stunden Autofahrt), da kommt Freude auf!

Aber das reicht ja noch nicht an Überraschungen. Mein Abholer musste noch auf jemandem mit dem Iberia-Flug aus Madrid warten. D.h. jemanden aus meiner „alten“ Truppe, die ich längst hinter mir gelassen glaubte. Der Flug kam leider mit 2 Stunden Verspätung an (ebenfalls Maschinenschaden). Dafür waren dann aber alle meine lieben ehemaligen Mitreisenden in der Maschine, einer nach dem anderen kam heraus, die Iberia hatte einen Fehler gemacht, alle doppelt eingebucht,  somit waren wir auf der Warteliste, aber auch fest gebucht, was aber niemand erkannte, als ich noch in Madrid war.

Mensch, da hätte ich doch tatsächlich eigentlich wie geplant eine nette Nacht in Madrid haben können und wäre in aller Seelenruhe am nächsten Tag ausgeschlafen um 11 Uhr zum Flughafen gefahren und hätte die ihr Problem lösen lassen. Stattdessen habe ich es zu meinem gemacht, was aber auch daran lag, dass ich keinen Strandurlaub gebucht habe, wo es nichts ausmacht, ob man etwas später ankommt. Wie sich zeigt, macht das bei meiner Reise jetzt schon viel (Ärger) aus.

So, das Mädel, das jetzt mit mir die Tour macht (muss ich wenigstens nicht allein diese Weiterfahrt durchstehen), war eingesammelt. Als es also endlich losgehen konnte, streikte des Fahrers Auto. Er hatte das Licht angelassen. Er fand dann aber gegen Geld einen hilfsbereiten Autofahrer, der kurz mal die Batterie auslieh, Überleitkabel gibt es hier nicht. In Carácas angekommen (während der Fahrt hatte man den Eindruck, direkt im Benzinkanister des Wagens zu sitzen), fing es exakt beim Öffnen der Autotür so dermassen an zu regnen, dass jeder Gedanke, noch im Tageslicht einen kleinen (eh zu gefährlichen) Spaziergang um den Block zu machen, vereitelt wurde.

Jetzt geht´s ins Bad (igitt) und dann ins Bett, Weckruf ist für 3.30 Uhr bestellt. Ich mag wirklich nicht mehr.

Flughafen Lissabon (>Caracas)

Ich sitze abgefertigt im Wartesaal für den Flug nach Carácas, draussen Traumwetter, welches bisher absolut an mir vorbeiging. Der leichtsinnige Plan, in den 4 Stunden Zwischenlandung kurz die Bordkarte zu holen und dann schnell mit dem Flughafenbus in die Stadt zu fahren, um diesem Stop noch etwas Gutes abzuverlangen…haha. Jetzt blicke ich in die Ferne auf die Stadt und hätte grosse Lust, einfach hierzubleiben. Der Djungel Venezuelas erscheint mir momentan so unerreichbar weit weg, gedanklich. Praktisch bin ich ja nur noch 2 Stunden Wartezeit und dann 10 Flugstunden vom nächsten Ziel entfernt.

Ich denke gerade an meine Mitreisenden, die 50, in Madrid. Genau jetzt müssten sich alle die Köpfe einschlagen. Die Iberia aus Madrid kommt gleichzeitig mit meiner Viasa-Maschine in Carácas an,werr weiss, vielleicht sehe ich da ja jemanden wieder. Habe per R-Gespräch wieder mal in München angerufen. Denn mein Anschlussflug nach meiner Ankunft um 15.25 Uhr in Carácas geht schon um 16.15 Uhr ab dem nationalen Flughafen geht. Und das ist der letzte Tagesflug nach Ciudad Bolívar,wo morgen meine Djungeltour beginnt und da will ich hin, heute. Nicht in Carácas schlafen und morgen in aller Frühe wieder fliegen, ohne irgend etwas von C.B. gesehen zu haben. Abgesprochen ist, dass bei meiner Ankunft – wieder ein Glück, dass ich nur Handgepäck habe – jemand dort schon mit meinem Anschlussticket in der Hand wedelt und mit mir direkt zum nächsten Flug düst, der selbstverständlich im Notfall auf mich wartet.

Sollte ich jemals in diesem Camp ankommen, werde ich die laut Reiseunterlagen angebotene „Zeit zum Ausruhen“ glaube ich sogar nützen!.. Gleich gibt´s erstmal 8 Stunden Tiefschlaf auf dem Flug, auch auf die Gefahr hin, Essen und Film zu verpassen. Ich frage mich gerade, wie ich bei dem geplanten eiligen Umsteigen in Carácas später noch zu meiner Landeswährung kommen soll? Ich finde, ich habe mich bis jetzt ganz gut ohne Peseten und Escudos durchgeschlagen. Fast wäre ich in Lissabon an der Airport Tax gescheitert. Ein freundliches, na ja, eher lautes spanisches Wort meinerseits über meinen überaus interessanten und ungewollten Reiseverlauf liess diese Geldforderung des Bodenpersonals dann im Sande verlaufen.

Flughafen Madrid (>Caracas)

Das Unglück nahm seinen Lauf. Während ich mich auf dem Flug riesig über eine Nacht in Madrid freute, sah dort alles ganz anders aus. Ich hechtete, kaum angekommen, durch den Flughafen, auf und ab, zum „Madrid-Amigo“-Schalter, wo man früher (als ich in Madrid lebte und arbeitete) seinen Hotelgutschein bekam (es war üblich,  auf Iberia-Verbindungen mit Südamerika eine Nacht in Madrid zu verbringen). Mein ganzes Wissen nützte mir aber gar nichts, jetzt war eben alles anders und ich musste wieder zurück. Ich hätte schön in der Ankunftshalle bleiben sollen, statt vorschnell wegzupreschen.

Dort traf ich auf meine mitreisende und aufgebrachte Meute, und es stellte sich nämlich heraus, dass es für mich und 50 andere Gäste nur eine Warteliste gab für den nächsten Tag und den Weiterflug Madrid-Carácas. Obwohl ich in Frankfurt bei der Umbuchung des Tickets die Zweite am Schalter gewesen bin, schon merkwürdig. Immerhin hatte ich einen, wie ich fand, Vorteil gegenüber meinen Mitreisenden Deutschen und Schwizern, der mich aber ehrlich gesagt auch nicht viel weiter brachte: ich sprach spanisch. Und wie spanische Behörden so sind, wurde man von einem zum anderen weitergeschubst, „da müssen sie zu dem und dem Schalter gehen“, „ich kann ihnen da gar nicht weiterhelfen“, „es ist leider Warteliste und andere Flüge gibt es nicht“, „gehen sie doch erstmal ins Hotel, morgen sehen wir dann weiter“. Wie denn, mit ner Masse von 50 Personen auf der Warteliste?

Also ins Hotel – DIES SOLLTE EIGENTLICH EIN BERICHT ÜBER DIE WUNDERSCHÖNE NATUR VENEZUELAS SEIN, dort, so hatte man mir am Flughafen versprochen, könne ich kostenlos innerhalb Madrids telefonieren (ich hatte ja keine Peseten). Nix da, ich sollte bezahlen. Zum Glück hatte ich mir vorher am Flughafen 25 Peseten (ca 25 Pfennig) von einem Touristen erbettelt, mit denen ich meinen Anruf bei E. bezahlen konnte.

Der Ausflug in die Stadt war gestrichen, statt Freude und Vergnügen nichts als Sorgen. Im Bett liegend bekam ich einen mittelschweren Heulanfall und beschloss, nicht aufzugeben. Denn wenn ich nicht mit diesem morgigen oder ähnlichem Flug in Venezuela ankam, konnte ich mir alles schenken, mit der Abfahrt der Gruppenreise in den Djungel würde keiner auf mich warten.

Ein Hoffnungsschimmer, ich sah noch mal genau auf meine Unterlagen: mein Name war auf der Bordkarte für die Warteliste falsch geschrieben. Ich runter an die Rezeption, vielleicht lag es nur daran, dass ich auf der WL stand und mein Name nicht in der gebuchten Liste auftauchte (allerdings war das bei allen anderen der 50er Gruppe ebenso). Also runter zum Portier. Dieser verband mich mit Iberia am Flughafen, wo mir ein Herr mit Engelsstimme versuchte einzureden, dass Warteliste gar nichts zu bedeuten hätte. Ich – und auch die 50 anderen – würden morgen sicher mitkommen und ich solle jetzt doch ein ruhiges Schläfchen halten. Welch netter Mensch, ob ihm auch jemand glaubt?

Ich jedenfalls legte mich ins Bett und döste 4 Stunden vor mich hin. Nach einem guten Wannenbad hielt mich nichts mehr in dem eigentlich schönen Hotel. Ab zum Flughafen, im Morgengrauen, während alles um mich herum noch schlief.

Dort wieder ein unschuldiger Mensch am Iberia-„Public Relations“-Schalter. Der hörte zum ersten Mal von der Gruppe und unserem Malheur. Zum Glück war ich alleine und konnte so seine ungeteilte Aufmerksamkeit erhaschen. Er rief bei der Viasa an, diskutierte, und schickte mich dann dorthin.

Dann ging endlcich mal wieder alles blitzschnell. Ich wurde gebucht, Madrid-Lissabon-Carácas, letzere Strecke heute mit Viasa. Ein Wettlauf zum Schalter der Iberia begann. Gut, dass ich nur Handgepäck, einen kleinen Rollkoffer, dabei hatte. Ach ja: die Hälfte der 50 hat gestern ihr Gepäck verloren, es ist vielleicht in Frankfurt, in Carácas, in … Der nette Viasa-Beamte immer vor mir herrennend. Mist, kein Schalter mehr angezeigt. Endlich, ausser Atem angekommen hiess es: zu spät, leider schon auf dem Rollfeld die Maschine. Alles wieder zurück. Aber mein Helfer gab nicht auf! Mittlerweile waren auch andere Iberia-Mitarbeiter aufgeschreckt und die 50 Paxe, die demnächst anzurollen drohten, Gesprächsthema. Im Hotel hatte man mir übrigens versichert und glaubhaft machen wollen, wir würden alle mitkommen, dafür müssten dann die festgebuchten Iberia-Passagiere heute nacht im Hotel bleiben. Märchenstunde…

Innerhalb der nächsten 5 Minuten bekam ich ein Ticket von der TAP Air Portugal nach Lissabon. Selbstverständlich war auch diese Maschine eigentlich schon abgeflogen.Ich wünschte meinem Helfer Glück mit den anderen 50 Paxen und raste zum Flugzeug, geschafft! Hier sitze ich nun auf dem Weg nach Lissabon, einem weiteren ungeplanten Ziel auf meiner Reise nach Venezuela. Dort in Lissabon werde ich – Ankunft 9.20, Abflug 13.15 – versuchen, den Reiseveranstalter in München zu informieren. Diesem schickte ich heute nacht noch ein „Hilfe!“-Fax, und sie bekommen aber bestimmt nicht heraus, wo ich jetzt gleich landen werde. Und die gute Dial-Back-Nummerr für Deutschland befindet sich natürlich auch dort (in Deutschland). Wird einige weitere Nerven kosten, zumal in Portugal keiner gern spanisch spricht. Aber durch meinen Schlafmangel bin ich schon relativ ruhig gestellt, sie sind also sicher vor mir.

Immer noch in Frankfurt

Ich bin schweissgebadet vom Rumrennen, seit es um 17.00 Uhr hiess, der Flug ist nun ganz gestrichen worden. Schaffte erfolgreich den 2. Platz beim Run auf den Iberia/Viasa-Schalter, zum Umbuchen der Tickets, man hatte sich etwas ausgedacht für uns. Dann eine angenehme Überraschung – jedenfalls bis jetzt: Heute noch Weiterflug von Frankfurt nach Madrid, dort Übernachtung und morgen Mittag dann weiter mit Iberia nach Carácas. Dann begann das Gerenne erst richtig, denn ich wollte dazu einiges organisieren (Anm.d. Red.: die Autorin hat 1991 ein Jahr lang in Madrid gelebt). Der Versuch,mehr deutsches und gar spanisches Bargeld zu erlangen. Ergebnislos. Per Kreditkarte horrende Provisionszahlungen (davon riet mir der Bankangestellte im Flughafen dringend ab!). Für meine US-Dollar Traveller-Schecks das Gleiche. Die EC-Karte liegt sicher zuhause verwahrt, denn ich wollte ja nicht wirklich innerhalb Europas reisen. Wieder etwas dazugelernt: immer die EC-Karte und Telefonkarten dabeihaben, sowie lieber die eine oder andere Heimwährung mehr. Von der Rat&Tat-Versicherung auch nichts zu erwarten, „dies ist die Nummer für Notfälle“ – war das denn keiner? Die Viasa verleiht auch kein Geld. Dann folgten Telefonate nach Madrid, ich habe natürlich kein Telefonbuch meiner spanischen Kontakte dabei, auf dem Weg von Hamburg nach Venezuela… Telefonat per Kreditkarte, 3,- DM Grundgebühr! Mein deutsches Geld ist endgültig alle.

In Madrid ist für Hotel, Essen und Transfer gesorgt. Wenn das so lange dauert, wie die Flugscheinumschreibung (pro Passagier 15 Minuten), brauche ich das Hotel nicht mehr. Sollte aber wider Erwarten (Scherz) alles schnell gehen, werde ich E. anrufen und besuchen, mir dort auch Geld leihen und noch einen kurzen Zug durch meine alte Heimat machen. Der Zeitplan ist perfekt, Ankunft Madrid abends, Weiterflug erst am nächsten Mittag. Aber da ich jetzt schon 14Stunden unterwegs bin…