Packen, Verabschieden, letzte Fotos machen. Unser mitreisendes Pärchen verteilten seine Klamotten an „Hugo“ (ein Indiokind, das uns immer leid tag, weil keiner mit ihm spielte). Ich entdeckte in diesem abgelegenen winzigen Dorf eine Schule und war völlig platt. Alle Kinder auch noch in mehr oder weniger einheitlicher Schuluniform! Allerdings war der Unterricht um 9Uhr erst mal vorbei.
Es begann die wackelige Fahrt zurück im Jeep. Leider sass S. vorne und 3 Indios kamen mit in die Stadt und sassen mit uns und zwei Papageien hinten, es war also recht unbequem, ein endloses Gerüttel.
Ich wollte irgendwie nicht mehr.
Bis jetzt 2 Flugtage, 1 Jeeptag, 2 Bootstage und jetzt wieder 1 Jeeptag.
Mir reicht es. Man merkte es mir wohl auch an.
Und was mich wohl auf der Isla Margarita (mein Nachprogramm) noch erwartete?
Konnte nichts Gutes sein.
> Ich will nach hause.
In Ciudad Bolivar setzten wir die anderen 3 Deutschen ab, die Rio Caura Tour war zuende.
Ach – ich vergass die Krokodiltour gestern abend! Carlos bot sie uns erst an, meinte dann später aber „die Boote sind nass“, was uns zu einem lauten Lacher brachte. Schliesslich hatten wir 5 Stunden im Regen gesessen, was stören uns da nasse Boote? Und die Fahrt wurde uns schon am Anfang der Reise versprochen. Wir wollten Krokos gucken! Jonas wurde bescheid gesagt und nach dem Abendessen ging es los. Mit dem Einbaum und an den Motor angeschlossenen Strahler am Ufer längs fahrend. Als wir nur zufällig einen Felsen nicht rammten, bekam S. Angst und wollte zurück. Sie meinte, die Krokodile könnten ins Boot springen (wir sahen springende Fische). Wir sahen auch eine dickes Wasserschwein, dass die Dorfbewohner daraufhin am nächsten Tag schiessen wollten („Armes Tier“). Viele Alligatoren gab es, man! Einige 100m von unserer Badestelle unterhalb des Camps entfernt waren wir nur. Die Antwort auf meine Frage, was die Tierchen denn tagsüber so und wo treiben, war, dass sie da tiefer unter Wasser sind. Dem glaubte ich nicht! Es hatte wohl seinen Sinn, dass diese Tour erst am letzten Abend gemacht wird.
Carlos fuhr mich weiter nach Puerto Ordaz, mein Flug ging mal wieder nur von dort aus. Ich war wieder froh, spanisch zu sprechen, es wäre sonst absolut nicht herauszufinden gewesen, wie dieser Flughafen funktionierte. Irgendwann kam ein unverständlicher Aufruf und alle stellten sich in 2 Reihen auf. Wie wild wurde hier unaufhörlich von allen permanent per Handy telefoniert, jeder hatte so ein Ding am Gürtel. Hier die einzige Möglichkeit für ein zustande kommendes Telefongespräch.
Im Flugzeug dann der nächste Schock, „Wir begrüssen sie auf unserem Flug nach Maracaibo…“ (Carácas) – ich sprang fast auf, bis der Satz zum Glück weiterging „… über Porlamar…“ (Isla Margarita). Mal wieder verschlief ich den Flug und stieg dann doch frohen Mutes und in Gedanken schon am Strand liegend aus. Vor mir ging ein ganz nett aussehender Venezolaner und ich erwog den Gedanken, ihn blöd von der Seite anzuquatschen und nach dem Wo und Wann und Wohin auf dieser Insel zu befragen, er sah aus als hätte er gute Informationen. Meine anerzogene Hamburger Zurückhaltung liess es mich aber schnell wieder vergessen.
Also ab ins Taxi (ich bekam einen normalen, keinen Touri-Preis) und los. Nicht, wie ich dachte nach 10 Minuten für 18,- DM, nein, nach 45 Minuten erst endete die Fahrt. „Playa el Agua” liegt im Nordosten der Insel und das Hotel befand sich im Ortsteil “La Mira”. Der Taxifahrer kannte es aber nicht und irrte durch die Strassen. Er wollte mich immer ins Motel „La Mira“ bringen, ein Bordell, wie ich später hörte. Vielen Dank! Beim Anblick der Baracken, an denen wir vorbeifuhren, schwante mir Übles im Hinblick auf meine nächste Unterkunft. Schliesslich fanden wir endlich mein Hotel, „La Finca“.
Ich bog um das Haus herum und wurde überwältigt. Einer der beiden Inhaber begrüsste mich, als hätten sie schon seit einer Woche auf mich persönlich gewartet. Mir war wie „Versteckte Kamera“, nach all den Strapazen. Sofort wurden mir alle anderen Gäste des kleinen schweizer Hotels persönlich vorgestellt, die zum wöchentlichen Grillabend gekommen waren. Alles Deutsche und Schweizer (letztere nicht zu verstehen). Da es heute der Geburtstag ds 2. Besitzers war, waren auch viele Freunde angereist und Verwandte. Der Cousin, der um die Ecke kam, hatte mit mir auf dem Horrorflug gesessen. Zumindest auf der Ersatzstrecke Frankfurt-Madrid, danach hatte ich ja eine andere Strecke vorgezogen… Sowie zwei Mädels, die dieser zum Grillfest mitbrachte (diese sassen in Frankfurt lange neben mir und nach ausgiebigen Zuhörversuchen war ich der Meinung, sie seien Griechinnen). Wir tauschten unsere Flug- und Reiseerfahrungen aus, die anderen hatten bereits einen herrlichen Stranderholungsurlaub hinter sich. Todmüde fiel ich in mein riesiges, gemütliches Bett. Ein Traumzimmer, alles nagelneu, funktionierend, Dusche, WC, Waschbecken, alles aus der Schweiz importiert. Ich kam mir vor wie im Paradies und überlegte lange, ob ich es nur so toll fand hier, weil ich vorher in dem Camp am Rio Caura war.