Winter in Hamburg, ausnahmsweise mit blauem Himmel – Anfang Januar, Donnerstag.
Dieser inspirierte mich zu mehr davon, und so ergündete ich die ersten Angebote des last-minute-Jahres 2000, die da lagen bei dazu passenden DM 199. Hamburg-Malle hin und zurück.
Reisepartnerin Sonja, mit der ich eigentlich wegen unwichtiger Männergeschichten telefonierte, fand das auch grossartig und so wurde schnell mal eben gebucht. Was den verbleibenden Teil des Donnerstages und auch den Frei-/Arbeitstag extrem versüsste. Mal abgesehen davon, dass wir natürlich totaaal cool waren, so´ne Aktion zu starten.
Alles hat seine Nachteile und so war Aufstehen am Samstag für minutiös geplante 5 Uhr auf dem Wecker – nicht eingeplant die 3 Minuten der völligen Verwirrtheit ob des Wecker-Disco-Lärms beim Herausreissen aus der REM-Schlafphase. Dusche, Morgendrink, Tasche schnappen und ab aufs Mofa. Am Vorabend beim pre-check-in getestet, schaffte ich die Strecke in 15 Minuten. Um diese Uhrzeit im Frühnebel waren auch noch keine Polizisten unterwegs, die mich beim ohne-Helm-Fahren ertappen konnten.
Ab in den Flieger, ne Reihe für jeden, Augen wieder zu und los. Erwacht zu einer angenehmeren Uhrzeit bei lockeren 4 Grad (hey, in Hamburg warn´s bei Abflug 6 Grad) und ziemlich partiell blauem Himmel, Ankunft auf Mallorca um 8.25, ab in den Bus und rein ins Vergnügen, das Zentrum von Palma.
Sonja´s Hostal-Tip wurde sofort unbesehen gebucht, wir stellten bis zur mittäglichen Zimmerübernahme erstmal die Täschchen ab und begaben uns zum Treffpunkt um 10 Uhr mit Cornelia, beim Café Bosch.
Noch nie habe ich eine spanische Grossstadt, oder überhaupt ne Stadt in diesem Land so leise und autofrei erlebt. Man hätte sich sogar mit einem Fahrrad auf die Strasse wagen können, das ist sonst lebensgefährlich. Frühstück entspannt draussen sitzend auf der Plaza, mein Herzenswunsch war ein lecker spanischer Café con leche. Sonja´s Wunsch (ihres Zeichens Halbitalienerin, d.h. auch ne lateinische Sprache) war ein conejo zum Frühstück. Was auch immer das auf italienisch ist – auf spanisch heisst das Kaninchen! Gemeint war von ihr ne ensaimada, so ne Sahne-Schnecke.
Auf dem Programm stand power-shopping! Man sagte uns, die Läden würden alle um 13.30 für immer dicht machen (ausser den Grossen). Schuhe und Stiefel waren angesagt, und so klapperten wir jeden Schuhladen, der uns ins Blickfeld kam, ab. Und das ist in Spanien jedes 3. Geschäft! Die ersten Objekte wurden zurückgelegt. Dann rein ins Corte Inglés (das Karstadt Spaniens), obwohl dass ja eigentlich erst für den Nachmittag erlaubt war, wenn die kleinen Lädchen schon zu hatten. Egal, ich wusste, was ich wollte, kaufte Raz-Faz meine Jeans und weiter gings. Cornelia seilte sich ab (und ging die ganzen Schuhläden nochmal rückwärts durch), Sonja und ich stürzten uns ins Touri-Gassen-Viertel. Sonja fand ein paar wundervolle Hauspuschen mit Federkern und 1 Jahr Garantie. Zum Schluss der obligatorische Besuch bei Zara (dessen Öffnung in Hamburg ich mit Nichtachtung strafe), 1. Tag Winterschlussverkauf. Aber hallo! 25 Personen in der Kassenschlange! Immerhin nur Spanier/innen.
Ab ins Domizil für ein Nickerchen. Suuuper Zimmer! Für 50DM ausgestattet mit einer Ecke, aus der eine Dusche herausgerissen wurde und jetzt ein Bänklein stand, ner Pufffunzel, weiteren notwendigen Utensilien und arschkalt! Die Besitzerin brachte uns ne Standheizung, dabei entdeckte sie das Zimmer für sich mit verklärtem Blick neu und sagte, „oh, it´s really nice, I think I don´t renovate it, I leave it, like it is“. Ein Moment der verzweifelten Ratlosigkeit und Stille unsererseits, dann konnte sich Sonja blitzschnell fassen und zu einem „it has its charme“ hinreissen lassen. Wir betrachteten die bunte Tapetenkombination, den Kiesel-Steinfussboden, die Ardogardinen, die eine bemalte Wand (mit Bleistiftlinien vom Vorzeichnen der Blumen), den daraus bröckelnden Putz, nunja. Kleines Nickerchen im Quietschebett, war relativ rückenfreundlich, dann fühlte sich Sonja von mir zum Aufstehen genötigt. „Los, ans Wasser, die Sonne scheint noch“! Den Sonnenuntergang mit riiiiesigem orangen Ball über der Bucht von Palma durften wir an der Mole sitzend miterleben – welch ein Tag!
Zur Abendplanung übergehend, waren wir noch etwas unvorbereitet. Auf der Insel lebender Kontaktmann hatte sich in den Urlaub verpieselt ohne zurückzurufen und uns die In-Locations durchzugeben, geschweige denn die verlangte männliche Eskorte für den Samstag-Abend zur Verfügung zu stellen.
Shopping 2. Teil, wir mussten noch C&A abhaken. Man glaubt nicht, was da los war, halb Palma in der young-people-Etage! Dann wieder zum Café Bosch, wo ich auf Angriff ging und ein freundliches spanisches Paar nach Restaurant, Bar, Disse für Einheimische fragte. Sie waren sich nicht ganz einig, es schwankte zwischen „da lernen sie doch nur Geschiedene kennen“, „da sind doch nur Kinder“ und dem nur für elitäre Kreise offenen Pacha-im-Pacha, mit extreme Schminkvorbereitungen und Auftakeln verbunden.
Mit einer Liste bewaffnet machten wir uns, aufgerüscht und wieder zu dritt, auf den Weg. Und scheiterten schon beim Restaurantviertel, in dem nur Wohnhäuser standen. Was egal war, da wir im sehr netten Bourveda (?) den letzten Tisch ergatterten, direkt neben Kommissar Palü, den wir bereits zweimal an diesem Tag getroffen hatten und auch noch ein viertes Mal trafen. Hm, lecker Datteln in Schinken, kleine grüne Paprika, Tortilla, Sardinchen und sonstige spanische Tapa-Schweinereien, dazu ausreichend vino de la casa.
Der nächste Tip, die Bar Atlántico war ganz nett und vor allem gut besucht. Je müder wir wurden (eine der Teilnehmerinnen hatte sich mal für nen heftigen Tanzabend vorangemeldet), um so voller wurde der Schuppen. Leider hielten wir nicht mehr bis zur Discozeit um 4 Uhr früh durch, sondern begaben uns gegen 2 Uhr glücklich, mit schweren Beinen und angenehm müde in unser Domizil. Sowas sollte man in Spanien nicht tun, mitten am Nachmittag ins Bett gehen!!!
War es die Bar Popeye? Durch unsere nicht schliessende Balkontür drang markerschütterndes Diskothekengewummer. Na super! Dazu natürlich die Stimmen vieler fröhlicher Menschen, in kleinen Gassen hallt es ja auch immer so schön. Zum Glück warn wir so müde, dass wir trotzdem sofort einpennten, ich fand eine Packung Stöpsel und zog meine Mütze tief in die Stirn.
Der Sonntag begann mit spanischem Sonnenschein, dem obligatorischen Bocadillo, der Ensaimada-nix-Kaninchen und Café con leche.
Dann wollten wir´s wissen, ab nach El Arenal, zum Ballermann Sechs!
Schönster Sonnenschein, blaues Wasser (OK, auch ´n paar Algen), halbnackte Deutsche am Strand, im Sand (ja!) und Unmengen auf´s Feinste zurechtgemachter Spanier beim Sonntagsspaziergang auf der Promenade. Das Dösen im Sand wurde nach leichtem Sonnenbrand-Gefühl abgebrochen.
Hey, endlich auch da (alles fotografisch festgehalten) gewesen, was gibt es jetzt noch zu entdecken?
Zum Abschluss der Reise wieder nen café con leche, noch´n bocadillo mit Schinken, Käse, Tomate und einen Spaziergang am Hafen von Palma. Entlang all der kleinen hübschen Fischerboote und Segler. Eines lag abgesoffen unter der Wasseroberfläche, es hiess „ave del mar“, was ich aber auch sofort mit „Taube des Meeres“ übersetzte, was wiederum Cornelia und Sonja nicht nur zu einem lauten Lachanfall veranlasste, sondern auch in Ave-Maria Melodie ein Taube-Maria Liedchen anstimmen liess. OK, paloma war die Taube, aber ave heisst immerhin Vogel. Schmutzige Phantasien machten also weitere Verrisse über meine Übersetzung.
Trotz langsam ansetzender bleierner Müdigkeit – war es die zu grosse Sonneneinstrahlung mitten im tiefen Winter? – schafften wir noch den Weg zum Bus, zum Flughafen und rein in den Flieger. Leichtes Abschiedsgefühl setzte ein, nach nur 2 Tagen. Raus aus Spanien ist doch immer wieder hart. Voller Flieger, grantige Sitznachbarn, nix wie nach haus.
Die Mofavariante sollte man vielleicht in den nächsten Wochen sein lassen.
2 Grad verursachen doch leichtes Kältekribbeln an den Körperteilen.