Wieder machten die Cochinos morgens bzw. nachts einen unglaublichen Grunzlärm. Anscheinend können sie im Dunkeln auch nicht besonders gut sehen und machen sich so bemerkbar. Denn sobald es hell wird, sind sie ruhig.
Meine zwei Reisegefährten kamen schon um 7 Uhr zum Packen für die Tour, sie hatten die Nacht im Bett in einem Gästehaus vorgezogen, bei Hitze und Käfern. Sie weckten uns beide anderen durch Knarren der Holzbohlen in unserer Hängematten-Hütte. Dazu kam dann noch Carlos´ Affe Pablo, der mal wieder entwischt war und in unseren Sachen wühlte. Nicht nur, dass er verfloht war, er klaute auch. Also raus aus der Hängematte und ebenfalls die Klamotten in wasserdichten Tonnen unten am Fluss verpackt.
Nach dem Frühstück gingen wir hinunter zum Strand und beluden den Einbaum. Da in dem anderen Camp absolut nichts vorhanden ist, musste vom Kocher bis zum Essen alles mitgenommen werden. Samt 3 Indios vorne im Boot, 2 Flinten, 1 Indio-Fahrer (Jonas) mit einer seiner Frauen (als Köchin) und 3 seiner Kinder (1 von ihr).
Zum Glück waren wir nur zu viert als Gäste. So hatte jeder eine ganze Sitzbank in dem motorisierten Einbaum für sich allein, die Fahrt dauerte 8 Stunden. Die ersten Stunden sass ich noch im Bikini, danach lieber mit Hemd und Käppi, die ganze Zeit am Eincremen mit Sun Block 20. Reisepartnerin P. hingegen behauptete steif und fest, sie würde nie einen Sonnenbrand behaupten. Als sie gegen Ende der Tagesreise anfing, sich mit „4“ einzucremen, war natürlich alles längst zu spät, sie leuchtete bereits feuerrot, was sie aber nicht zu stören schien.
Zuerst hielten wir einmal bei dem Dorf, aus dem Carlitos kam und gaben einen Sack Mangos ab.
Der 2. Stop wurde zum Mittagessen und WC-Benutzung (= Djungel) benutzt. Mein Magen wollte die Sandwiches nicht mal ansehen, und so liess ich es lieber. Ich hatte immer noch mein „Deutsches Butterknäcke“ und die Päckchen „Hohes C“ für den Notfall dabei. Aber da wir noch ca. 5 Stunden ohne weitere Stops vor uns hatten und ich meinem Magen gar nicht traute, verschob ich die Nahrungsaufnahme lieber komplett.
Den Rest der Fahrt verbrachte ich mehr oder weniger schlafend auf meine Holzbank gebettet unter Knallsonne. Die Landschaft ist in dem ganzen Gebiet völlig gleichbleibend, ab und zu sieht man mal als Hintergrund einen grossen bewaldeten Berg. Ansonsten Fluss, Steine, Waldrand und Sonne. Tolles Panorama! Irgendwo in der Nähe wurde gerade von irgendwelchen deutschen „Mafiosis“, wie Carlos sie nennt, ein grosses Waldgebiet gerodet, um Drogen anzubauen (wir befinden uns nahe Kolumbien). Auch gibt es hier ab und zu merkwürdige und blonde Menschen auf dem Fluss, vor denen die Einheimischen grossen Respekt haben.
Nach 8 Stunden sahen wir unser Ziel: Das Ende der Welt!
Bzw. das Ende des Rio Caura – des befahrbaren Teils. Mitten im Fluss liegt eine riesige Insel, das Wasser kommt links und rechts davon über die Felsen heruntergerauscht. Hier ist vor ein paar Jahren ein Deutscher lebensmüde in die Fluten gesprungen und auf mysteriöse Weise dabei gestorben. Sein Geist tapert nun, laut Carlos, nachts durch das Haus in „Las Trincheras“, unserem Base-Camp.
Wir geniessen den Blick nach links auf das Camp „El Playón“, fahren rechts ganz nah am Ufer entlang und sehen 2 Vögel (Enten?). Hektisch wird das Curiara gewendet, die beiden abgesägten Flinten angelegt und wild in den Wald geschossen. Ein Vogel fliegt weg, der andere ist anscheinend getroffen. 3 Indios huschen schnell in den Wald. Das Viech ist aber nicht zu finden, wir völlig schockiert, „Armes Tier“.
Im Camp angekommen stellen wir fest, dass wir alle 4 die wichtigen Bänder zum Festmachen der Hängematten-Enden in Las Trincheras an den Pfählen gelassen hatten in der festen Überzeugung, diese würden hier auch hängen. Grosser Irrtum. Ich sehe mich schon zu 8 im 2-Mann-Zelt oder auf dem Sandboden bei den tückischen Sandflöhen nächtigen. Das Camp besteht aus einem versteckt liegenden sehr kleinen Dorf im Wald und einigen hübschen Hütten/Unterständen für Touristen wie uns über den grossen Strand verteilt. Zwei Plumsklos am Waldrand erfreuen uns ebenfalls.
Innerhalb von 10 Minuten nach Ankunft ging es mit mir bergab. Mir wurde kotzübel, schnell baute ich die Hängematte auf und schmiss mich hinein. Es wurde immer schlimmer und jeder bot mir Pillen und Mittelchen an, die Hälfte davon schluckte ich wahllos. Zuhause hätte ich wahrscheinlich den Arzt nach Hause gerufen, mir ging es beschissen. Später kam Schüttelfrost und Fieber dazu. Mir gingen meine Impfungen und die dazugehörigen Krankheiten durch den Kopf. Wahrscheinlich aber ist es ein einfacher Sonnenstich. Obwohl ich mich wirklich gut dagegen geschützt habe, anscheinend erfolglos. Irgendwann schlief ich zum Glück ein, die Nachtruhe wurde nur durch fallende Mangos gestört, keine Affen oder Schweine.