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Ciudad Bolivar

Die Erholung setzt ein, bin den ganzen Tag lang todmüde.

Aber zurück nach Carácas: Jose, der Fahrer, kam natürlich nicht um 4 Uhr, wie verabredet, und langsam machten wir uns Sorgen, ob er gestern Nacht wieder das Licht angelassen hätte. Als wir gerade versuchtenn, Cacao Tours, den venezolanischen Veranstalter der Tour, über die Notruf-Handynumer zu erreichen (erfolglos), kam er um 4.30 Uhr und heizte uns über die Autobahn zum Flughafen, wo wir mit der zweiten Benzinvergiftung ankamen. Meine scherzhafte Bemerkung, beim würde das Benzin wohl nicht den normalen Weg gehen, verstand er nicht ganz sondern behauptete, die Luftverschmutzung auf der Autobahn und von den Autobussen wäre generell ziemlich schlimm. Um 4.30 Uhr auf einer Autobahn??

Der Flug nach Puerto Ordaz war pünktlich, 6-7 Uhr Flug. Nun sollte mein Versuch folgen, mit den Taxifahrern den Preis von angenehmen 7000 Bolos (Bolivares) herunterzuhandeln, als Touristin. Den Preis hatte mir Cacao Tours am Telefon genannt. Ich hasse feilschen/handeln! Ich fragte also, was die Fahrt nach Ciudad Bolivar wohl kostet: 4.500 Bolos, ohne Handeln. Schliesslich einigten wir uns auf 4.000 Bolos (ca. 37,-DM) für uns zwei Mädels, inkl. Gepäck und nahmen auf die höflichste Anfrage des Fahrers noch einen Kollegen mit im Wagen, der sein Auto in C.B. stehen hatte.

Nach 1 Stunde gleich bleibend öder Landschaft und schnurgerader guter Autopiste kamen wir zum Hotel Valentina in Ciudad Bolivar. Dort erwartete uns unser Reiseführer Carlos, ein Venezolaner, der auf einer einjährigen Europareise mit halbjährigem Deutschkurs unsere Sprache gelernt hatte. Petra – meine bisherige Reisepartnerin – und ich machten uns sofort auf um in den bis zur Abfahrt per Jeep verbleibenden 4 Stunden die Stadt zu erkunden. Das Taxi fuhr uns für 200 Bolos (2DM) ins Zentrum. Als erstes suchte ich die berühmte Angostura-Brücke, die einzige über den Orinoco-Fluss, ohne Erfolg. Es war aber auch ziemlich diesig. Bei schwüler Hitze wanderten wir den Paseo Orinoco am Ufer des Flusses auf und ab und guckten in die kleinen Geschäfte. Viel Plastikware, viel Mist, viele Schuhe. Ich erstand die mir in meiner vorgeschriebenen Ausrüstung fehlende Wasserflasche und dazu noch Badelatschen. Langsam lebte die Stadt auf, es war ja schliesslich auch Sonntag. Auf der Strasse fuhren ständig die sogenannten „por puestos“ vorbei, Busse, die bestimmte Strecken fahren und auf Zeichen der Gäste anhalten zum ein-/aussteigen. Eine billige Form des Reisens durchs Land, wenn auch nicht komfortabel auf durchgeschlissenen Sitzkissen mit vielen Mitreisenden. Und das Wichtigste: dröhnend laute Musik aus allen Bussen. Ich hatte mir die Stadt vorgestellt wie ein hübsches gemütliches Dorf in Spanien. Totale Fehlvorstellung! Oll und verfallen trifft eher zu, ziemlich trostlos. Das einzig Hübsche ist die Plaza Bolivar, mit bunt angestrichenen Häusern der verschiedenen Ämter rund herum.

Mittags trafen wir uns wieder im Hotel Valentina und trafen dort auch auf unsere beiden anderen Caura-Reisepartner. Langsam ging es los, Carlos kam mit unserem Camel-Trophy-Jeep angefahren und lud alles Gepäck auf das Dach. Es folgten 5 Stunden Fahrt, durch weiterhin sehr gleich bleibende Landschaft. Weite unbebaute Felder mit komischen Bäumen. Wir machten zuerst einen Stop an einer Bar und Tankstelle und bekamen Empanadas und frischen Wassermelonen-Saft (patilla). Der zweite Stop, bei „Jugo Caura“ (Jugo = Saft), einer Obstplantage, bewirtschaftet von einigen alten Herrschaften und mit grosser Lieber gepflegt. In grossem Gegensatz du den mit den gleichen Pflanzen bewachsenen Inseln in der Karibik. Und von allem gab est Saft: z.B. Mamón (ähnlich wie Limone von der Farbe und Form, Lychee von der Grösse und Farbe und Geschmack, aber mit einem riesigen Kern inder Mitte, als fast gar kein Fruchtfleisch). Die Zubereitung des Saftes dauert 3 Tage. Weiter gab es Níspero (nussähnlich), Mango (die hier jetzt überall in Massen von den Bäumen fallen und hängen , so wie bei uns die Äpfel), Grapefruit, Oerange, Zitrone, Kokosnuss, Bananen, Guaven, Ananas. Alles als Saft. Dazu Paprika, Peperoni, Gurken, Auberginen – auch als Saft.

Unterwegs gab es bei Carlos kurz eine Schreckminute, als wir auf den militärischen Strassenposten zufuhren. Es waren nicht die Kontrolleure, die er kannte. Und er hatte einen neuen Motor in seinem Jeep, der nicht in den Papieren eingetragen war. Das ist hier ein Problem. Wurde aber nicht gecheckt, Glück gehabt.

Die Fahrt endete nach 5 Stunden, das letzte Stück durch den Regenwald, am Camp. Heiss war es. Wir erblickten sogleich unsere 4 Hängematten im „2. Stock“ einer gedeckten Hütte/Überdachtung und probierten sie aus. Das darüber hängende Moskitonetz erweckte leichte Platzangst. Die Wasserleitung war seit 3 Monaten kaputt und das Ersatzteil kann erst im August in Carácas eingesetzt werden. Also guckten wir uns das nicht funktionierende Dusch-/WC-Haus an. Wasserspülung per Nachfüllen aus Eimern aus der gefüllten Tonne daneben (zu füllen von den Indios). Duschen = ist nicht. Baden im Fluss. Dies taten wir auch sofort, die Indios waren auch gerade baden. Das Wasser ist pi-warm und braun, ich traute ich nicht so recht hinein. Krokodile gibt’s hier momentan nicht, Piranhas hier gerade nicht, aber Zitteraale (800 Volt!), perros de agua (Wasserhund) und anderes Getier dazu. Abgesehen davon grosse Strömung, die mir das angebotene Kajafahren nicht sehr schmackhaft macht.

Am Abend gab es vom Küchen- und Helferpaar Juan und Ramona leckerstes Essen, gegrillte Lende, Salate. Bei den Saftständen heute Vormittag mussten wir erst genau drauf achten, nur die 100%igen Fruchtsäfte zu wählen, da unsere deutschen Mägen das Wasser nicht vertragen. Beim 2. Stand vergassen wir das aber bzw. glaubten Carlos und tranken sogar das Wasser pur. Hier gibt es Wasser mit „Micropur“ entkeimt, oder abgekocht. Wo der Eistee herkommt, will ich gar nicht wissen. Bisher geht es mir auch nach 1 Ananas und 1 Mango gut.

Die Nacht in der Hängematte war wunderbar. Die nächtlichen Geräusche eher unheimlich. Brüllaffen und die zum Camp gehörenden Hausschweine (Massen!) sowie Papageien die identifizierbaren Stimmen. Es war eigentlich lauter als tagsüber. Ich traute mich erst bei Hellwerden – ein grandioser Blick aus der Hängematte über den Fluss – auf die Toilette.

Das Frühstück am Flussufer war auch leckerst, mit Arepas (Maisbrot/fladen), Brot, Marmelade, Melone, Ananas, Cornflakes…. Dann packte mich der Heuschnupfen. Wieso hier, weiss ich auch nicht, Roggen gibt es hier im Urwald nicht. Nach dem Frühstück verschwand Carlos zum Benzinholen und wir begaben uns mutig auf die bereitgestellten mountain bikes. Die Tour endete nach einer halben Stunde und 2 Hügeln (ich sah 2 riesige rot-bunte Papageien in den Baumgipfeln) wegen drohendem Hitzschlag und Schweissausbrüchen. Ab in den Fluss! Das Ufer sit gesäumt von herrlichem weissen Strand, der tagsüber allerdings glühend heiss wird. Vielleicht von der Heuschnupfentablette packte mich bleierne Müdigkeit und ich hielt ein Nickerchen in meiner Hängematte bis zum Mittagessen. Dann kam die Gruppe zurück, die die gleiche Tour gemacht hat, die wir morgen beginnen, und berichteten.

Um 16.30 Uhr brachen wir dann zu unserer ersten Bootstour im Curiara (Einbaum mit Motor) auf, den Rio Caura hoch. Zuerst zu einer Insel mit einem anderen, zur Zeit ungenutzten Camp. Nicht belebt, aber auch schön mit verschiedenen Hütten. Zur Zeit wird es von 2 freiwilligen Militärs bewacht, dominospielend. 8 Tiere gab es, einen frechen Affen mit Namen Taporu, ein Marimon, Papageien rot und grün und ein anderes Getier, Mischung aus Ratte und Hund, aber ganz niedlich. Dann ging es weiter zum Pena Negra, einem schwarzen Felsblock im Wasser, um den Sonnenuntergang anzustaunen (verpassten wir aber irgendwie). Das ganze Gebiet sieht ebenfalls wieder immer gleichbleibend aus. Der breite Fluss mit Felsen darin. Am Rande der Urwald. Und ein unendlich weiter Blick den Fluss entlang.

Eben setzte sich ein Sanama-Indianermädchen aus dem Dorf neben mich und starrt mich und mein Tagebuch-Geschreibe völlig fasziniert an. Blicke ich sie an, lächelt sie strahlend zurück. Gestern Abend kamen die Dorfbewohner zu Hauf und guckten uns von draussen durch die Gitterstäbe an mit heller Begeisterung – wie Kino sind wir für die. Alle sind hier super freundlich, selbst die Kleinen begegnen einem immer mit einem „hola“. Die Indios kommen von vielen verschiedenen Stämmen aus der Gegend, im Camp sind einige Arten vertreten, jeder Stamm hat seine eigene Sprache und spricht – jedenfalls hier – auch noch spanisch.

Die Schweizer erzählten uns in Bruchstücken von dem, was uns auf der Tour zu „El Playon“ an den Stromschnellen des Rio Caura erwartete.

Das Abendessen war mal wieder super lecker. Als frischen Saft gab es heute Tamarinde. Aber anscheinend war ich übermütig, ausser mir mochte den sauren Saft eh keiner so richtig. Nach 1 ganzen Kanne im Alleingang fing sofort mein Magen an zu rebellieren. Mit 2 „Lopedium“ war die Nachtruhe aber noch zu retten.

 

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