Die Wahl meines Urlaubszieles war ziemlich spontan und fiel eher zufällig auf Villa Gesell. Zum Glück!
Der Grund meiner Reise nach Argentinien, war ein Job auf einem norwegischen Kreuzfahrtschiff und folgende 4 Monate Antarktis & Chilenische Fjorde. 120 Tage Arbeiten ohne Unterlass mit viel Freude an der Arbeit und einem tollen Team.
Ursprünglich war danach ein Rucksackurlaub nach Chile geplant, aber sehr schnell wurde mir klar, dass ich statt einem weiteren Flug und Rundreise per Rucksack viel lieber an einem schönen Fleck in der Nähe entspannen wollte. Aus verschiedenen Reiseführern und Informationen von Freunden suchte ich mir Villa Gesell aus als Refugium.
Nach angenehmer Busfahrt von Buenos Aires nach Villa Gesell kam ich bei ziemlicher Wärme dort an – nach den südlichen Temperaturen ungewohnt für mich.
Zum Glück entdeckte ich eine Bushaltestelle. Dort passierte etwas, was für mich ein Beispiel für die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft aller Argentinier ist, die mir begegnet sind. Als der Bus kam, hievte ich – ziemlich erschöpft von der Temperatur -mit einem Stöhnen meine Reisetasche hoch. Ein ca. 12-jähriges Mädchen, das mit mir gewartet hatte, fragte mich, ob sie mir helfen könne beim Tragen. So etwas lernen Kinder in Deutschland nicht, ich war nachhaltig sehr beeindruckt.
Ich fand ein wunderschönes Hostal, das im „Lonely Planet“ empfohlen war, legte kurz meine Tasche ab und ging sofort zum Strand. Dort und beim Überqueren der Avenida 3 traf mich ein „Kulturschock“, für dessen Überwindung ich 1 Nacht Schlaf brauchte. Ich hatte seit 4 Monaten nicht mehr genügend geschlafen und war ausserdem die Einsamkeit und Ruhe der Antarktis, Patagoniens und der chilenischen Fjorde gewöhnt. Für mich war es zu Beginn eindeutig zu laut, es waren zu viele Menschen da und zu viele Leuchtreklamen.
Am nächsten Morgen sah alles schon viel schöner aus und ich fand am Nordende des Ortes ein ruhiges Plätzchen am Strand, freier Blick aufs Meer, Wellengeräusche zu blauem Himmel. Die Surfwellen liessen auf sich warten, gut für die Erholung.
Ich habe viel Zeit mit dem Lesen von Büchern über Villa Gesell und Besuchen im Centro Cultural verbracht, mit grosser Freude die Ausstellung über die Erfindungen von Carlos und Silvio Gesell bestaunt, die Vorträge am „Tag der Frauen“ und zum Geburtstag von Don Carlos besucht. Mit Robert Gesell geredet, der besseres hochdeutsch spricht, als ich, sehr beeindruckend!
Ausflüge in die nahe Umgebung gemacht, per Fahrrad (die ruhige Strasse bis zum Friedhof entlang birgt viele schöne Fotomotive). Busfahrten nach Norden und Süden in andere Ortsteile und zum Leuchtturm, viele Spaziergänge durch die gedämpften Sandstrassen des Ortes gemacht.
Eines Tages fuhr ich nach Cariló, was mich genau so lange begeisterte, bis ich die Mietpreise hörte. Trotzdem, ich hatte plötzlich das Gefühl, ich müsse doch noch mehr von Argentinien sehen und hektisch weiterreisen, zuerst nach Pinamar, bevor mein Urlaub zuende sei. Als ich wieder zurück war in Villa Gesell stellte ich aber schnell fest, dass ich gar nicht weg wollte, weil ich mich dort so wohlfühlte.
Ich fand es grossartig und sehr angenehm, nicht sofort als Ausländerin/ Deutsche aufzufallen (eher als „La Espanola“ wegen meines Akzentes) und nur Einheimische (Argentinier) um mich zu haben.
Im Kino war ich dort öfter, als im ganzen letzten Jahr zuhause – eine super Auswahl an Filmen gab es in Villa Gesell. Besonders angenehm ist es, wenn Filme im englischen Originalton laufen und spanisch untertitelt sind. Das ist gut für die Sprachkenntnisse. In Deutschland laufen alle Filme auf deutsch, im Kino und Fernsehen.
2 Tage lang tobte schlechtes Wetter über dem Ort. Am ersten Tag regnete es fast ununterbrochen und die Luft kühlte von 30° auf 15° Celsius ab, eine fast angenehme Abwechslung. Am nächsten Tag kam der Sturm. Ich verbrachte, fasziniert von dem tollen Licht und der Brandung, viel Zeit am Meer.
Nach 2 Wochen war ich gut erholt und freute mich wieder auf mein Zuhause in Hamburg (Deutschland).
Fasziniert haben mich auch Kleinigkeiten. Wie die Unmengen von alten Ford-Autos, die aus irgendeinem Grund immer noch fahren. Teils sogar ohne Motorhaube.
Ich werde hoffentlich dieses Jahr zu Silvester wieder für ein paar Tage nach Villa Gesell kommen sowie im März 2004 auch.