Da sonntags hier alles schläft, hatten wir keine grosse Auswahl. Wir wollten also ins Militärmuseum, (die anderen waren geschlossen oder wir kannten sie schon) von dem wir uns Informationen über das Leben und die Gegend hier erhofften. Erste Herausforderung war das Auffinden des Museums. Hin und her und zurück, um uns herum nur verschlossene Häuser und leere Strassen.
Nachdem wir Punta Arenas , die schönste Stadt Patagoniens für total langweilig und nicht Wiederholungs-Besuch-wert befunden hatten, fanden wir ein Haus, was letztendlich das Museum sein musste, wie uns auch ein Herr in der Funkbasis daneben bestätigte. Es war aber gerade ausgelagert worden, ohne ein Anzeichen, dass es jemals da war oder wo man es finden könnte. Bauarbeiter, die das alte Gebäude von innen renovierte, sagten uns, dass es am anderen Ende der Stadt bei der Militärbasis sei. Weiter Weg…
Wir folgten daraufhin also erstmal frohen Mutes und inzwischen mit viel Spass an unserem Tagesausflug einer anderen Strasse zu unserem nächsten Ziel, dem Friedhof. Ich liebe (alte) Friedhöfe und J. wollte auch dorthin. War wirklich sehr interessant, die Namen, die Bilder, die Grabdekorationen (hauptsächlich grellste Plastikblumen, trotz üppigster echter Blumenprache an anderer Stelle (von Stiefmüterchen, Bauernrosen, Vergissmeinnicht, knalleorange Blumen (?), Lupinen und viele viele hübsche andere. Der Friedhof war geteilt in verschiedenste Nationen und uns interessierten diese wie die Namen und Daten. Alles begann dort so um 1920 herum. Abgesehen davon bemerkten wir nach einiger Zeit, dass es eine herrliche Ruhe war und wir erstmalig seit über 5 Wochen einmal ab waren vom Trubel des Schifflebens, der Arbeit, den Passagieren.
Die Sonne begann noch wärmer zu scheinen, und wir setzten unseren Stadtspaziergang durch die sonntagsleeren Strassen fort in Richtung zurück zum Zentrum und besagter Museumssuche. Auf dem Weg begegnete uns dann, bereits weit weg vom Friedhof, in der Stadt ein Trauerzug, was irgendwie skurril war. Weiter gehend überwanden wir kaputte Strassen, trafen viele streundende liebe und irre Hunde, machten auf dem höchsten Hügel des Ortes mit alten Kopfsteinpflasterstrasse, den ersten des Ortes, eine lange Sitz-, Entspann- und Unterhaltungspause und begannen, die Stadt für immer zu mögen.
Weiter gings, die Suche, ausserdem wollten wir nach vielen relativ tristen (aber von Ärzten bewohnten) Häusern noch einmal ein paar hübschere Häuser finden. Letztendlich fanden wir irgendwo am anderen Ende des Ortes abfallend die Militärbasis, 1996 ein mechanisches Infanterie-Regiment geworden. Und das Museum! Zu unserer Überraschung war es erst vor 2 Tagen feierlich vom Bürgermeister und diversen Militärhoheiten feierlich eröffnet worden. Und sehr interessant und hübsch gemacht. Nach der Besichtigung der Innenräume bot uns ein netter Chilene, 24, Berufssoldat, Infanterieausbilder, eine Tour durch den Innenhof an. Dort hatten sie ordentlich verschiedene Militärfahrzeuge positioniert, säuberlich mit Beschilderungen versehen über Herkunft (verschiedenste Länder), Alter, technische Daten. Sehr nett und mit der Sonne/Wind über uns und dem Blick auf die umliegenden Hügel in der Ferne besonders schön. Und die Ruuuuhe! Meine Frage zu den in einem anderen Unterstand ersichtlichen aktuellen Panzer, erhielt die Antwort, dass sie von 1996 sind und ein Modell aktueller, als jenes der Argentinier, obwohl diese so viele sind. Und dass ein Chilene eben 10 Argentinier bekämpfen kann (war scherzhaft gemeint).
Nun brauchten wir aber wirklich – wir waren ja noch beide Rekonvaleszenten – einen gemütlichen Kaffee zu all unserer Ruhe, welche genau das war, was wir am heutigen Tag gesucht und gefunden haben. Auf dem Weg dahin fand ich das effizienteste Internet-Cafe in Südamerika, schnell und zuverlässig. Und meine neue Methode, vorgeschriebene mails fix abzusenden und eingehende mails auszudrucken und mitzunehmen bzw. sie auf Diskette zu laden, um Zeit zu sparen, funktionierte einwandfrei und entzückte mich sehr.
Weiter zum Kaffee, das erste kleine Eck-Lokal war brechend voll bis zum letzten Platz, alles starrte uns an, als wir eintraten. Ich dann über mich auf den Fernseher über der Eingangstür: Fussball war die Antwort/Lösung – ich sofort schnell wieder raus, J. kriegte noch das Pfeifen hinter mir her mit und verliess die Bar auch schnellstens wieder. Dazu gesellten sich auf der Strasse 2 Kanadier, die dasselbe Ziel hatten. Wir klapperten eine Bar nach der anderen ab, in die hinein, die ok aussahen. Nichts da, in der ersten Bar, fast schon sitzend, stellten wir fest, dass 90% der Insassen total komplett völlig besoffen waren. Also fix wieder raus auf die Strasse, wo mich einer von denen beinahe umrannte und zu allem Überfluss dann auch noch an mir kleben blieb, egal wie sehr J. und das andere Paar versuchte, ihn wegzubewegen. Danach betraten wir keine Bar mehr ausser einer, in der es nach Klostein roch und keine Kaffeemaschine weit und breit zu sehen war (auch nicht für Nescafe).
Auf dem Weg zurück zum Hafen gingen wir noch mal zu dem guten Handwerksmarkt mit Lapislazuli, Strickwaren, Haifischzähnen und anderen Krallen und Pranken und Hufen, kunstvoll verarbeitet. Plötzlich vernahm ich laut meinen Namen hinter mir, ooooh, auch drei meiner Kollegen hatten die Bars betreten und waren offensichtlich dort verweilt. Stolz präsentierten sie uns Britney Spears, in Lebensgrösse. Hatten sie einem Sportgeschäft abgeluchst für 20 Dollar, für das Schiffskontor. In den weiteren schweren Tüten, in denen wir schwere Alkoholika vermuteten, waren schwere Hanteln, die nur mit Mühe das Schiff erreichten.
Wir beide beendeten unseren Ausflug der anderen Art mit einem Besuch im Supermarkt, nur um wieder festzustellen, dass es dort rein gar nichts gibt, was wir vermissen.
Da ich gestern 2 Fahrräder auf dem Autodeck entdeckt habe ist der Plan fürs nächste Mal, um die neuentbrannte Euphorie über diese schöne Stadt nicht abklingen zu lassen, eine Radtour mit Picknick! Auf einen der umliegenden Hügel oder an der Küste entlang. Mal sehn, ob wir das geheimhalten können und durchkriegen.