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Venedig, Markusplatz, Biennale, San Polo

Wenn diese Stadt jetzt und hier nichts für Alleinreisende ist, was dann? Ich wohne herrlich ruhig (Altbau, d.h. bis 8am), Grün vorm Fenster, die Sonne scheint rein (dabei hab ich als Einzelzimmer bestimmt das schlechteste Zimmer), es gibt enorm viel zu gucken, alles ist wunderschön, man ist umgeben von anderen Menschen und kann reden, wenn man will, gucken, fragen, Café trinken. Die Menschen sind freundlich, die Italiener blendend aussehend. Liegt´s an der Uhrzeit, am Lido? Heute scheint´s mir a…kalt draussen und meine Kleidungswahl ist noch nicht durch.

Venedig ist klein. Wenn man den Mann aus dem Flieger neben einem wieder trifft, dasselbe Vaporettoboot sieht, „schon wieder“ an der selben Stelle rauskommt. Heute ist es wohl wirklich deutlich kühler, als gestern. Und die Tourimassen haben sich extrem verteilt. Mal sind sie unübersehbar, mal bin ich ganz allein in einer stillen Gasse, ja sogar auf einem Platz. Eben wünschte ich vergebliche einen anderen Menschen herbei, der auf einem Foto dokumentieren sollte, wie irre hoch (4-5m) die Eingangstür eines merhstöckigen Hauses in einer 1m breiten Gasse ist (es kam keiner vorbei).

17 Uhr

Der Tag heute war länger (Zeit in Venedig), aber es kommt so mir – unbefriedigend – vor, dass ich nicht mehr gesehen habe, als gestern. Naja, da war ja ab morgens auch die mehrstündige Transfer-Kanalfahrt zum Hotel dabei. Morgens heute gemütlich zur Fähre spaziert, im Arsenale gewesen, die Stimmung war natürlich nicht so toll, wie auf den MARE-Bildern, aber ich war doch sehr glücklich, da zu sein. Die Biennale-Ausstellung dort hat auch viel Spass gemacht, tolle Bilder, Kollagen, Skulpturen, Filme. Dort habe ich viel Zeit verbracht, bis 14 Uhr. Ab da dann rumgelaufen, also bis 15 Uhr. Nochmal zum Markusplatz, rüber ins Viertel San Polo/Cruce, viele Fotos gemacht, langsam gegangen, bis zum Bahnhof gewandert, oft am Canale Grande gewesen, um die gegenüberliegende Seite genau anzusehen, die Palazzi am Wasser. Hinüber gegangen nach Cannareggio, durch das alte Judenviertel. Alles anders, in jedem Viertel. Markusplatz: voll. Südlich: kleine Gässchen, leerer, verfallener, teils aber auch Touristengassen. Bahnhof: Touristenmassen. Judenviertel: leer, vielleicht sogar ein bisschen trostlos, wenn man alles andere vorher gesehen hat, kleinere Häuser, viele Kanäle mit Wegen daran (sehr positiv).

Noch fix zur Biennale in die Giardini. Die besten Bilder waren doch im Arsenale. Es war dann auch dunkel, als ich da war, wenig Beleuchtung, ich ging mit ein paar anderen erst mal in ne finstere Sackgasse in so nem Bauklotz, von dem ich dachte, es sei der finnische Pavillon. Haben alle sehr gelacht, dass es nicht weiter ging, sondern wir in einem Kunstobjekt waren, was bei Tageslicht sicher zu erkennen gewesen wäre.  Erinnert mich alles stark an die Expo. Die Gebäude stehen allerdings teils schon seit Ewigkeiten, die Biennale gibt es seit über 100 Jahren, alle 2 Jahre in Venedig. Kurz dort einen Kakao getrunken, die Dinger bestehen hier aus purer flüssiger Schokolade (während man bei uns fragt, ob mit Milch oder Wasser gemacht)! Letzter Pavillon vorm Schliessen um 19 Uhr: Ich fotografiere eine lustige Schlange – die vordersten Zwei sitzen oben auf den Stufen der Villa, sich auf Stühlen gegenüber. Unterhalb der Stufen sitzen die nächsten 10, in 2 Reihen Spalier gegenüber. Davor die restlichen Wartenden in einer stehenden Traube. Sehe plötzlich, dass es der deutsche Pavillon ist. Zack wird ein Schild hingestellt. Eine Seite sagt „ab hier 2h 30min Wartezeit“. Holla! Wie damals in Sevilla auf der Expo. Unsere Seite des Schildes sagt mir, dass es keinen Sinn mehr macht, zu warten, da ich auch nicht mehr reinkomme. Nun gut, dann raus, nach „haus“.

Am Anleger ist es leer (stand erst am Falschen, aufpassen muss man, ist aber alles eigentlich gut beschildert), 19 Uhr, doch ein langer Tag, 10 Stunden auf den Füssen bewegt, bis auf die Pause im Arsenale. Am Abend zwei riesige Kreuzfahrtschiffe hier auslaufen sehen, die für mehrere 1000 Passagiere, so hoch wie die Kirchenspitzen hier. Interessant, dass die so nah an die Stadt herandürfen, von wegen Motoren und Schäden für die Unterwasserbauten. Es sit recht frisch, aber ich habe zum Glück richtig gepackt, Mütze und Handschuhe dabei. Sterne am Himmel, die beleuchtete Stadt-Kulisse. Wieder ein schöner Tag: Wo ging mir das neulich schon mal so? – Ach ja, in Sta. Margherita Ligure – auch in Italien: die Phase des allererstesprachlosen Staunens ist mir zu kurz. Am zweiten Tag ist es vorbei, zu schade auch. Auch wenn die Begeisterung anhält.

War heute Nachmittag kurz in Harry´s Bar, der Berühmtheit wegen. Sehr klein, an Tischen aßen gutaussehende ältere Italiener. Kein Platz zum Gucken frei, war mir auch zu blöd, allein.

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